Am heutigen Donnerstag ist Schulsenator Ties Rabe noch einmal auf die aktuelle Corona-Situation in Hamburgs Schulen eingegangen und gab einen Ausblick auf eine kommende Studie.
Aktueller Stand
Die Stadt Hamburg hat im Zeitraum 4. August bis 4.Oktober (Beginn der Herbstferien) selbst Daten über die Covid-19 Fälle an den Schulen erhoben. Die zentrale Fragestellung hierbei: Woher stammen die Infektionen?
- 372 SchülerInnen haben sich mit Corona infiziert (an 171 Schulen)
- 292 davon haben sich vermutlich nicht in der Schule angesteckt
- 116 SchülerInnen haben einen Partnerfall, der sich in der Schule angesteckt haben könnte
- in 36 Fällen konnte eine Infektion in der Schule ausgeschlossen werden, da ausschließlich in der Familie / Eltern Corona-Fälle aufgetreten sind
- An drei Berufsschulen kam es zu einer Häufung der Krankheitsfälle: In 10 Tagen infizierten sich hier 42 SchülerInnen. Die Kontaktnachverfolgung ergab, dass sich 17 mit Sicherheit zu Hause angesteckt haben, fünf in ihrem Betrieb und der Rest mit hoher Wahrscheinlichkeit im Freundeskreis.
Aus diesen Zahlen lässt sich keine allgemeingültige Aussage ableiten, wonach sich SchülerInnen besonders an Schulen mit COVID19 anstecken. Vor allem Grundschulen sind vermutlich aufgrund des geringen Alters der SchülerInnen nur selten betroffen.
Dazu Schulsenator Ties Rabe: „Obwohl über den Schulbetrieb zurzeit heftig gestritten wird, gibt es kaum verlässliche Daten oder Studien über das Infektionsrisiko des Schulbetriebes. Im Interesse der Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Schulbeschäftigten brauchen wir dringend Klarheit. Es ist nicht logisch und auch nicht empirisch belegt, dass sich infizierte Kinder und Jugendliche vor allem in der Schule infizieren. Unsere ersten Untersuchungen weisen in eine andere Richtung. Wenn wir die Pandemie bewältigen wollen, dann müssen wir den Fokus nicht nur auf den Schulbetrieb, sondern viel stärker auf die vielen anderen Lebensbereiche und Infektionsrisiken von Schülerinnen und Schülern richten.“
Eine Studie soll Erkenntnisse bringen
Auf Initiative Hamburgs soll nun eine wissenschaftliche Studie Klarheit über das Infektionsgeschehen an Schulen bringen.
Die Kultusministerkonferenz wird den Auftrag zu einer solchen Studie beschließen und zeitnah in Auftrag geben. Eine Ausschreibung hat im Vorfeld stattgefunden und verschiedene Bewerbungen liegen bereits vor.
Hybridunterricht und Schulschließung
Wenn das Infektionsgeschehen es zwingend notwendig macht, wird es auch in Hamburg Hybrid- bzw. Onlineunterricht an betroffenen Einrichtungen geben.
Die Möglichkeiten des Hybridunterrichts gemeinsam mit den Kultusministern abzustimmen halte ich für gut. Die Grundlage für den Einsatz von Hybridunterricht wird kommende Woche von den 16 Bundesländern gemeinsam entschieden. Nach dieser Maßgabe wird sich auch Hamburg richten und keine Modelle im Alleingang durchführen.
Stimmen aus der Bürgerschaft
Laut einer Aussage des RKI, der sich auch die bildungspolitische Sprecherin der Linken anschließt, stellen Schulen die gleiche Infektionsgefahr dar, wie andere Sozialsituationen auch.Und solange in Deutschland die Geschäfte geöffnet bleiben, gibt es keinen vertretbaren Grund die Bildungseinrichtungen zu schließen. Dass Schulen hingegen eine erhöhte Gefahr darstellen, wie es die Opposition daraus ableitet, lässt sich anhand der Feststellung des RKI keinesfalls sagen. Hier werden wissenschaftliche Erkenntnisse für die eigene Agenda zurechtgebogen – auf Kosten von Eltern und SchülerInnen.Um sicherzustellen, dass die Daten über Infektionen an Schulen und die daraus abgeleiteten Maßnahmen richtig sind, hat Hamburg die Studie zu Infektionen an den Schulen angestoßen.
Für mich gilt die Prämisse: so lange in Deutschland die Shopping-Center geöffnet bleiben, gibt es erst recht keinen vertretbaren Grund, die Bildungseinrichtungen zu schließen.
19.11.2020